Kieler Hochschullehrer fordert sektorale Budgets

Nach seiner Vorlesung im Rahmen einer Gutachtertagung in Schleswig-Holstein, die, wie unisono verlautete, für kompetente Allgemeinzahnärzte nichts Erhellendes enthielt, sprach Professor Dr. Christof Dörfer aus Kiel den Allgemeinzahnärzten ihre Kompetenz im Bereich Parodontologie ab und forderte, nur noch spezialisierte Zahnärzte zur Abrechnung zuzulassen. Nach Professor Dr. Dr. Wilfried Wagner aus Mainz ist Professor Dörfer somit der zweite Hochschullehrer, der öffentlich sektorale Budgets für postgraduiert weitergebildete Kolleginnen und Kollegen fordert.

"Spezialisierung bedeutet natürlich immer auch Ein- und Beschränkung", kommentierte die Präsidentin des Berufsverbands der Allgemeinzahnärzte (BVAZ) Frau Dr. Dr. Marianne Grimm die Einlassungen von Professor Dörfer, "und deshalb ist es sicher im Interesse der Patienten, dass sich diejenigen, die sich eine fachgebietsübergreifende Zahnheilkunde nicht zutrauen, in ihrer Berufsausübung mit einem kleinen Teil bescheiden. Das darf aber nicht dazu führen, dass diejenigen, die den gesamten Fachbereich überblicken und die Versorgung der Bevölkerung mit der vom Wissenschaftsrat eingeforderten fachgebietsübergreifenden Zahnheilkunde sicherstellen, finanziell gegenüber den Spezialisten und Mastern für Teilzahnheilkunde schlechter gestellt werden. Denn faktisch käme das einem Behandlungsverbot von Parodontopathien für ‚Nicht-Spezialisten‘ gleich."

"Anstatt sich Sorgen über die Einnahmen ihrer postgraduierten Weiterbildungskunden zu machen," so Frau Grimm weiter, "sollten sich die Hochschullehrer um die Verbesserung der Qualität der in Deutschland darniederliegenden zahnmedizinischen Lehre und Forschung kümmern, damit die Zahnheilkunde nicht – wie vom Wissenschaftsrat angedroht – an die Fachhochschule relegiert wird." Dazu gehöre, so die Bonner Allgemeinzahnärztin Grimm weiter, insbesondere die bisher sträflich vernachlässigte Umsetzung des vorhandenen wissenschaftlich belegten Wissens in praktische und praktizierbare Behandlungsprotokolle. Dann werde sich auch nur eine verschwindend kleine Anzahl der Parodontitisfälle als therapieresistent und die überwiegende Mehrzahl sich als eine einfache bakterielle Infektionskrankheit erweisen.