Sorge und Abscheu über die Selbstdarstellung der Spezialisten: Offener Brief an den DGZMK-Präsidenten

Mit einem Offenen Brief an den DGZMK-Präsidenten formuliert der Berufsverband der Allgemeinzahnärzte BVAZ seine Sorge und Abscheu über die Selbstdarstellung der endodontischen Spezialisten in der Regenbogenpresse.

Anbei der Offene Brief im Wortlaut. Aus Copyrightgründen verzichten wir darauf, die Textbeispiele aus den Illustrierten zu veröffentlichen.


Sehr geehrter Herr Kollege Meyer,
sehr geehrter Herr Kollege Staehle,

die Selbstdarstellung der endodontischen Spezialisten in der Regenbogenpresse erfüllt die Allgemeinzahnärzte mit Sorge und Abscheu.

In der Anlage übersenden wir Ihnen zwei exemplarische Beispiele, die belegen, dass die niedergelassen Endodontologen das umzusetzen beginnen, was sie in der nahen Vergangenheit in ihren geschlossenen Internetlisten diskutiert haben: Durch direkte Ansprache von Patienten über die Regenbogenpresse Nachfrage nach den Leistungen zertifizierter Endodontisten zu schaffen.

Die Darstellung im Interview in der Apothekenzeitung kann man vielleicht noch mit "nicht den Tatsachen entsprechend" oder "bewusste Täuschung der Patienten" charakterisieren, die Aussagen im Artikel des Kölner Stadtanzeigers jedoch nicht anders als mit "Scharlatanerie".

Darüber hinaus kritisieren wir die Offensive der DGZMK mit ihren inflationär veröffentlichten, als wissenschaftlich bezeichneten Stellungnahmen zur Endodontie aufs Allerschärfste. So wird die Forderung, Kofferdam sei bei jedem endodontischen Behandlungsschritt zu verwenden, nicht etwa wie von Ihnen, Herr Kollege Meyer, versprochen, zurückgenommen, sondern vielmehr in der neuen Stellungnahme "Behandlung endodontischer Schmerzfälle" durch die Verwendung des Ausdrucks "Standard" bekräftigt. Der Einsatz von in Deutschland vom Bundesamt für Arzneimittel zugelassenen Desinfektionsmitteln wird gleichzeitig als "sind zu vermeiden" diffamiert. Darüber hinaus wird explizit dazu aufgefordert, Patienten nach Instrumentenfraktur an einen Spezialisten für Endodontie zur Entfernung des frakturierten Instrumentes zu überweisen, weil dieser über ein OP-Mikroskop verfüge. Dies, obwohl in derselben Stellungnahme eingeräumt wird, dass es keinerlei Unterschied in der Prognose macht, ob nun das Instrument belassen oder entfernt wird.

All das kann auch bei weitester Auslegung nicht mehr als "wissenschaftlich" und schon gar nicht als "wissenschaftlich belegt" bezeichnet werden. Zumal sich die einzigen Literaturstellen, die nicht selbstreferentiell sind, sich mit dem Gebrauch der Schmerzmittel beschäftigen. Dazu kommt, dass der Kollege Sonntag, der an der Formulierung der neuen Stellungnahme "Behandlung endodontischer Schmerzfälle" maßgeblich beteiligt war, in einem aktuellen Aufsatz [1] im Zusammenhang mit der endodontischen Infektionskrankheit das Unwort "Fokalinfektion" verwendet. Dieser Umstand erweckt bei den Allgemeinzahnärzten zusätzlich den fatalen Eindruck, als sei die AGET als vorgeblich wissenschaftliche Fachgesellschaft bemüht, die fachlich unhaltbaren und die Patienten irreführenden Werbeaussagen einzelner Endodontologen in der Regenbogenpresse unter Missbrauch ihrer Stellung innerhalb der DGZMK mit dem Prädikat "wissenschaftlich belegt" zu versehen.

Der BVAZ fordert die DGZMK hiermit ultimativ auf, die beiden Stellungnahmen "Die Fraktur von Wurzelkanalinstrumenten" und "Behandlung endodontischer Schmerzfälle" sofort zurückzuziehen und betreffend der Beschreibung der endodontischen Behandlung nunmehr endlich zu der alten Formulierung "kann die Verwendung von Kofferdam hilfreich sein" zurückzukehren.

[1] David Sonntag: Infektionen im Kanalsystem, mehr als nur ein lokales Problem? ZMK (6/2007) 23: 391 ff.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Dr. Günter Kau, M.Sc., Waldmohr
– Vorsitzender
22. August 2007