Auf Bayerischen Wegen genesen?

Im Rahmen der aktuellen Diskussion um die geplante Änderung der Musterweiterbildungsordnung fordert der Vizepräsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK) Christian Berger in einer Pressemitteilung vom 15. Juni 2010, den "Bayerischen Weg" als Modell auf Bundesebene für die Bereiche Kieferorthopädie und Oralchirurgie zu übernehmen. Ohne sachliche oder fachliche Begründung oder irgendeinen Beleg behauptet Herr Berger, eigene Evaluationen hätten dessen Überlegenheit für alle Beteiligten erwiesen.

Zum Hintergrund: Der seit 2002 bestehende bayerische Alleingang in der Weiterbildungsordnung verzichtet vollständig auf eine Weiterbildung innerhalb der zahnmedizinischen Universitäten. Nicht einmal mehr ein Klinikjahr ist nach dem damaligen Beschluss der BLZK erforderlich.

"Wir können die Bundeszahnärztekammer und ihre Delegierten nur eindringlich davor warnen, das Bayerische Modell zu übernehmen", erklärte die Präsidentin des Berufsverbandes der Allgemeinzahnärzte in Deutschland (BVAZ) Dr. Dr. Marianne Grimm am Rande einer Pressekonferenz. "Eine Änderung der Musterweiterbildungsordnung ohne überzeugende fachliche Argumente ist mit den Interessen der Allgemeinzahnärzte unvereinbar. Die vorgeschlagene bundesweite Übernahme des Bayerischen Alleinganges ist lediglich der untaugliche Versuch, das von der deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde mit der Bundeszahnärztekammer verabredete und von der Bundesversammlung eindeutig abgelehnte sogenannte ‚Modulare Weiterbildungssystem‘ quasi doch noch durch die Hintertüre einzuführen, um es möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt auf die Implementierung auch außerhalb der Hochschulen und sogar nebenberuflich zu erwerbender weiterer Fachzahnarzttitel auszudehnen."

Dies gelte, so die Präsidentin weiter, insbesondere vor dem Hintergrund neuerlicher Forderungen von Professor Staehle nach einer regelrechten Fachzahnarzt-Inflation. Ehe man hastig und ohne Not irgendwelche Beschlüsse zur Novellierung der Musterweiterbildungsordnung fasse, müsse erst einmal in einem auch für die Zukunft verbindlichen Beschluss sichergestellt werden, dass Fachzahnärzte sich im Berufsalltag auch so verhalten, wie es sich für Fachzahnärzte gehört. Der BVAZ fordert seit jeher, dass alle Fachzahnärzte ausschließlich in ihrem Fachbereich tätig sein und nur auf Überweisung durch einen Allgemeinzahnarzt tätig werden dürfen.

"Wir fordern alle Beteiligten noch einmal eindringlich auf", so Frau Grimm abschließend, "nunmehr endlich den Willen der Mehrheit der Wähler zu respektieren und das Thema ‚Modulares Weiterbildungssystem‘ zu begraben!"