Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um!

Im Mai dieses Jahres hat die Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde (DGÄZ) eine Kooperation mit der BestPrax GmbH (München) geschlossen, um die "bisher betont fachliche Ausrichtung um ein hochspannendes Angebot zum Thema Praxismanagement zu ergänzen."(Pressemeldung der DGÄZ vom 2.5.2010) Das ist ein großer Schritt in der Entwicklung einer zahnmedizinischen Fachgesellschaft hin zu einer Marketingorganisation.

"Vor einer weiter zunehmenden Kommerzialisierung der Zahnheilkunde, die unkalkulierbare Risiken für die Einigkeit und Einheit des Berufsstandes birgt, warnen wir seit langem", so der Vizepräsident des Berufsverbandes der Allgemeinzahnärzte in Deutschland (BVAZ), Dr. Roland Kaden. "Spätestens jetzt sollte es für jeden gewählten Vertreter, der sich den Interessen der Allgemeinzahnärzte verpflichtet fühlt, erkennbar sein, welchen Schaden die Mesalliance zwischen der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde zur Implementierung eines modularen Weiterbildungssystems mit dem Ziel weiterer Fachzahnarztrichtungen und Spezialisierungen bereits angerichtet hat".

Diese enge Kooperation zwischen der DGÄZ und einer Marketinggesellschaft werde Nachahmer finden, warnt Kaden: Zuerst werde ein künstlicher Bedarf erzeugt, in dem man eine durch nichts belegte Wissensexplosion im zahnärztlichen Bereich behauptet. Anschließend werde dieser Bedarf durch kostenintensive Fort- und Weiterbildungen im Rahmen von Curricula und nebenberuflicher modularer Weiterbildung befriedigt. Schlussendlich sollen diese ohne Not und künstlich geschaffenen Spezialisten – natürlich auch wieder gegen Geld und Sitzfleisch – mit dem angeblich zur Amortisation ihrer Fortbildung notwendigen Marketingwissen versorgt werden.

"Allein zu diesem Zweck ist die Initiative ‚Gemeinsam besser werden‘ von DGÄZ und BestPrax gegründet worden" so Kaden weiter. "Ziel ist es, mit dem lediglich werbewirksam behaupteten Alleinstellungsmerkmal ‚Ästhetik‘, eigene finanzielle Ziele der Betreiber zu verwirklichen und eine Selektion solventer Patienten zu Lasten aller Allgemeinzahnärzte zu forcieren."

So fordert der DGÄZ-Vizepräsident Dr. Siegfried Marquardt auf der Homepage der DGÄZ unverblümt "…wirtschaftlich gesunde Rahmenbedingungen…" für seine Klientel zu schaffen. "Es geht also nicht, wie es dem Selbstverständnis und Anspruch einer Fachgesellschaft entspricht, um Medizin", stellt der BVAZ-Vizepräsident und Heider Allgemeinzahnarzt Kaden nüchtern fest, "es geht allein um Geld!" Die von Professor Georg Meyer (Greifswald) wiederholte Warnung, der zahnärztliche Berufsstand laufe durch eine falsche Gewichtung von Therapiemaßnahmen Gefahr, mittelfristig aus der universitären Medizin entlassen zu werden, sei bei der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und ihren Fachgesellschaften offensichtlich ohne Wirkung geblieben.

"Der BVAZ," so Kaden abschließend, "ruft alle zahnärztlichen Verbände und Körperschaften auf, sich gemeinsam, aktiv und nachhaltig gegen diese für alle Allgemeinzahnärzte schädlichen Entwicklungen zur Wehr zu setzen!"